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… wieviel von dem, was wir wollen, brauchen wir?

groupshow @Neues Kunsthaus Ahrenshoop | opening 05-09-2020 5pm

Kuratorin: Vanessa Souli

Christa Joo Hyun D’Angelo – Installation / Video
Michael Pohl – Skulptur / Installation
Katharina Arndt – Malerei / Zeichnung / Leuchtschriften
Bianca Kennedy & The Swan Collective – Video / VR

 

 

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‚Paganismus‘ ist der erste Teil der Ausstellungsreihe ‚Anthropozän‘, die das umfassendere Verhältnis des Menschen zu seiner unmittelbaren, aber auch fernen natürlichen Umwelt und Umgebung untersucht. ‚Paganismus‘ – ein Wort, das von den Christen zur Beschreibung „minderwertiger“ Religionen verwendet wurde – ist traditionell ein abwertender Begriff für Polytheismus. Mit dem Aufkommen des Christentums galt der Glaube an etwas anderes als den einen und einzigen Gott als Ketzerei und wurde teilweise verboten. In den Augen der religiösen Elite war das Heidentum die Religion der Bauern und Ungebildeten.

Ausgehend von dieser Definition reflektiert die Ausstellung das zeitgenössische ‚Heidentum‘ in einem nicht-theologischen, sondern in einem gesellschaftspolitischen Kontext. Was nehmen wir heute als Gott wahr, und wie haben sich unsere Glaubenssysteme verändert? Das Konzept wird als ein Multiversum von Ideen verstanden, das sich auf die Neigung der Menschheit konzentrieren, Objekte und ‚gefälschte Götter‘ in einer Gesellschaft zu verehren, die von Bildern, schnellen Internet-Transaktionen und der Verfolgung einer Vision von unendlicher „Entwicklung“ und Kommerzialisierung dominiert wird.

Ein solches Heidentum, das aus der kapitalistischen Politik, dem Internet und neuen Formen des globalisierten Denkens hervorgegangen ist, ist nicht mehr nur als ein Merkmal des ländlichen Lebens zu sehen, sondern eher im Gegenteil – des städtischen Lebens. Der Mangel an furchterregenden Göttern, die man verehren und an die man glauben kann, und die daraus resultierende individualistische Wahrnehmung der Welt hat das Bedürfnis hervorgerufen, unsere Häuser mit Gegenständen zu füllen, mehr zu kaufen, als wir brauchen, und schließlich an ‚Götzen‘ zu glauben.

Das Konzept enthält eine interessante, widersprüchliche Beobachtung: Während die Heiden früher aus Angst, aus einem inneren Impuls für das Höhere und Heilige ihre Götter liebten, bezieht sich unser heutiger Konsum von Gütern nicht auf höhere Werte oder ein inneres Gerechtigkeitsgefühl; das Heidentum, das wir heute erleben, ist ein inneres Heidentum, ein materielles, das uns durch die Medien und den konsumistischen Lebensstil unserer Gesellschaften fast aufgezwungen wird. Eigentum ist zu einem Brennglas geworden, durch das wir lernen, uns selbst und andere zu bewerten; zu einem Filter, den wir benutzen, um die Klassifizierung anderer zu erleichtern und Umstände, Beziehungen, Werte und Menschen zu beurteilen.
Die Ausstellung versteht sich als Versuch, die Tendenzen unserer Gesellschaft zu Konsum und Überkonsum zu untersuchen, wie sie sich vor allem im Internet, in der Technologie und im modernen Alltagsleben manifestieren. Sie fungiert als eine kritische und humorvolle Metapher und zielt darauf ab, diese Themen mit Hilfe einer Vielzahl von Medien anzusprechen, um den künstlerischen Dialog zu fördern.

In einer Region Deutschlands mit einladender Naturlandschaften, wo man sich fast von den alten germanischen Göttern beobachtet fühlt, schlägt diese Ausstellung eine Pause zum Nachdenken vor: Wie viel von dem, was wir wollen, brauchen wir?


 

‚Paganism‘ is the first part of the exhibition series „Anthropocene“, which examines the broader relationship of human to his immediate but also distant natural environment and surroundings. ‘Paganism‘ – a word used by the Christians to describe ‘inferior’ religions, has traditionally been a pejorative term for polytheism. With the advent of Christianity, belief in anything other than the one and only God was considered heresy and was partially banned. In the eyes of the religious elite, paganism was the religion of the peasants and the uneducated.

Using this definition as a starting point, the exhibition reflects on contemporary ‘paganism’ in a non-theological context, but rather in a socio-political context. What do we perceive as God today, and how have our belief systems changed? The concept is understood as a multiverse of ideas focusing on humanity’s tendency to worship objects and falsified idols in a society dominated by images, speedy internet transactions and the pursuit of the vision of infinite ‘development’ and commercialisation.

Such paganism, which has emerged from capitalistic politics, the Internet and new ways of globalised thinking, is no longer to be seen solely as a characteristic of rural life, but rather the opposite – of urban life. The lack of fearful gods to worship and to believe in, and the consequent individualistic perception of the world, has created the need to fill our homes with objects, to buy more than we need, and finally to believe in „false gods“[1] .

The concept contains an interesting, contradictory observation: whereas pagans used to love their gods out of fear, out of an inner impulse for the higher and holy, our consumption of goods today does not refer to higher values or an inner sense of justice; the paganism we experience today is an inner one, a material one that is almost forced upon us by the media and by the consumerist lifestyle of our societies. Property has become a lens through which we learn to evaluate ourselves and others; a filter we use to facilitate the classification of others and to judge circumstances, relationships, values and people.

The exhibition is seen as an effort to investigate the tendencies of our society for consumerism and over-consumption as mainly manifested on the internet, technology and modern daily life. It functions as a critical and humorous metaphor, aiming to address these topics using a variety of media to enhance the artistic dialogue.

In a region of Germany where everything seems to flow undisturbed, this exhibition proposes a pause, a pause for thought: How much of what we want, do we need?

[1] Or else – idolatry – was the Greek word for worshipping graven images or objects other than the God.


Laufzeit + Öffnungszeiten

05-09-2020 bis 02-11-2020
Mi – Mo 10-17 Uhr


LOCATION

Neues Kunsthaus Ahrenshoop

Bernhard-Seitz-Weg 3a
18347 Ahrenshoop

Website

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