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opening | friday 23.11.2018 | 6 pm

Lachenmann Art Frankfurt

mit Arbeiten von Katharina Arndt, Stefan Rinck und Tanja Selzer
with works by Katharina Arndt, Stefan Rinck and Tanja Selzer

Ein hinterhältiges Paradies, a sneaky paradise, welches laut und gar nicht schüchtern vor uns steht, wird von drei Menschen gefüllt; es ist selbstbewusst und direkt, und doch wiederum -und hier dringt das hinterhältige durch- sind einzelne Facetten erst auf den zweiten Blick erkennbar, dort schleicht es sich von hinten an und bringt uns zum Stolpern, um uns gleich danach in wollüstig verderbter Art und Weise aufzufangen, ganz und gar pastellfarben und nicht unbekannt. In nahezu jeder Arbeit steckt der kleine Funke Utopie und das Verlangen nach einer paradiesischen Welt. Und so ist es seit Anbeginn der Zeit, in jeder kunstgeschichtlichen Epoche betritt dann und wann das Paradies die Bühne, als Sehnsucht nach transzendenter Firnis mäandert es um die zentrale Fragestellung nach religiösen Vorstellungen, himmlischer Glorie und einer reineren Wirklichkeit.

Wie sieht das Paradies in der Kunst aus? Darstellungen in Mittelalter und Renaissance von Paradies-Szenen, vom irdischen Paradies des in der Genesis beschriebenen Garten Eden sind hinlänglich bekannt. Wie sieht das Paradies heutzutage in der zeitgenössischen Kunst aus?

Ausstellungsansichten

Drei deutsche Künstlerinnen und Künstler geben uns einen Einblick in ihre eigene paradiesische Welt. Katharina Arndt, Stefan Rinck und Tanja Selzer locken uns in ein pastellfarbenes Schlaraffenland mit doppeltem Boden, in welchem leuchtende Schriftzüge und Sandsteinskulpturen auf Malerei treffen. Die vielseitigen und teils konträren Materialien vereinen sich thematisch und präsentieren auf originelle Weise das vermeintlich Süße und Schöne. Doch die Portraits junger, schöner Frauen, die Darstellungen von Adam und Eva im paradiesischen Garten Eden und zahlreiche zutrauliche Phantasiewesen haben eine Schattenseite: sie alle fordern uns auf, ihr Janusgesicht zu entlarven. Denn das wahrhaft Unheimliche schlummert stets im Vertrauten, wie bereits Sigmund Freud in seinem Essay Das Unheimliche im Jahr 1919 feststellte. Die Hybridität von Vertrautem und Unbekanntem findet in dieser Ausstellung neue ästhetische Darstellungsweisen, die uns in eine glänzende Scheinwelt voll extravaganter Schönheit und gnadenloser Verklärung eintauchen lassen.

Katharina Arndt reflektiert und figuriert mit ihren Satzfragmenten aus Strass und den bunten Leuchtschriften auf höchst plakative und ironische Art und Weise Selbstdarstellungszwang, Körperideale und die reizüberflutete Konsumgesellschaft der Gegenwart, während ihren mit Neonmarker gezeichneten Frauenportraits der Serie ›women killing men‹ Filmstills aus Horrorfilmen zu Grunde liegen. Zarte, mädchenhafte und engelsgleiche Gesichter blicken uns unschuldig entgegen, und doch läuft uns ein kleiner Schauer über den Nacken und ein kühler Hauch streift unsere Wange.

Bei Stefan Rinck schneiden animalische Kreaturen Fratzen und tragen Masken, sie sind kostümiert und mit ikonografischen Attributen ausgestattet. Ihre Ursprünge liegen dabei unter anderem in mittelalterlichen Tiersymboliken, in der griechischen Mythologie und in Volksmärchen. Einige Charaktere besitzen eine konkrete Funktion: da ist einer, der Zweifel streut; einer, der die Anklage verliest und jemand, der vorgibt, jemand anders zu sein. Auf den Sockeln des Ausstellungsraumes tummelt sich diese kafkaeske Parade aus Chimären, Monstern und animalischen Figuren. Die Fabelwesen aus Sandstein und Diabas entstammen einer sonderbaren Phantasiewelt und changieren in ihrer Wirkung von humorvoll bis bedrohlich.

Die mehrmals großformatigen Leinwände der Serie ›Meet me in the trees‹ von Tanja Selzer zeigen explizit erotische Szenen, die einen großen romantischen Anteil besitzen, denen jedoch auch eine gewisse pornographische Wortfügung innewohnt. Das Sujet á la Adam und Eva nach dem Sündenfall ist dabei ebenso präsent wie die Darstellung einzelner Personen im Umfeld der Natur. Die Illustration und die Wiedergabe von Akten in der Natur blicken auf eine weitreichende kunsthistorische Vergangenheit zurück; das Zusammenspiel scheinbar bekannter Realitäten beinhaltet jedoch eine potentielle Wendung zum Gegenteiligen und Unheimlichen.

Die Ausstellung ›Sneaky Paradise‹ möchte beleuchten, auf welche Weise sich die Sehnsucht nach einem –wie auch immer gearteten- Paradies im Oevre dreier höchst konträr arbeitender Künstler ausformuliert; wie sich das vermeintlich Alltägliche und Schöne innerhalb der Irritation wendet, wie aus den Wogen von Romantisierung und Verklärung ungeahnt und unvorbereitet die schroffen Abgründe der Realität auftauchen. Genießen Sie Ihren Aufenthalt in einem ›Locus amoenus‹ (lat. für ›lieblicher Ort‹) und entdecken Sie hinter der Fassade des Lieblich-Süßen das Voyeuristische und Plakative sowie Ihre ganz persönlichen paradiesischen Bedeutungsebenen und Interpretationsmöglichkeiten.

A devious paradise, a sneaky paradise, which is loud and not shy at all, is filled by three people; it is self-confident and direct, and yet again – and here the sneaky penetrates – individual facets are only recognizable at second glance, there it creeps up from behind and causes us to stumble, in order to catch us immediately afterwards in a wantonly spoiled way, completely pastel-coloured and not unknown. Almost every work contains the little spark of utopia and the desire for a paradisiacal world. And so it has been since the beginning of time, in every art historical epoch paradise enters the stage now and then, as a longing for transcendent varnish, it meanders around the central question of religious ideas, heavenly glory and a purer reality.

What does paradise look like in art? Representations in the Middle Ages and the Renaissance of paradise scenes, of the earthly paradise of the Garden of Eden described in Genesis are well known. What does paradise look like in contemporary art today?

Three German artists give us an insight into their own paradisiacal world. Katharina Arndt, Stefan Rinck and Tanja Selzer lure us into a pastel-coloured land of milk and honey with a double floor, where luminous lettering and sandstone sculptures meet painting. The versatile and sometimes contrasting materials combine thematically and present the supposed sweetness and beauty in an original way. But the portraits of young, beautiful women, the portraits of Adam and Eve in the paradisiacal Garden of Eden and numerous trusting fantasy beings have a dark side: they all challenge us to expose their Janus face. For the truly uncanny always slumbers within the familiar, as Sigmund Freud already stated in his essay Das Unheimliche in 1919. The hybridity of the familiar and the unknown finds new aesthetic forms of representation in this exhibition, which immerse us in a shining illusory world full of extravagant beauty and merciless transfiguration.

Katharina Arndt reflects and figures with her sentence fragments from rhinestone and the colorful neon signs in a highly bold and ironic way self-portrayal compulsion, body ideals and the stimulus-flooded consumer society of the present, while her portraits of women drawn with neon markers of the series’women killing men‘ are based on film stills from horror films. Tender, girlish and angelic faces look at us innocently, and yet a little shower runs down our necks and a cool breeze touches our cheek.

In Stefan Rinck’s work, animal creatures cut faces and wear masks, they are dressed up and equipped with iconographic attributes. Its origins include medieval animal symbolism, Greek mythology and folk tales. Some characters have a concrete function: there is one who spreads doubt; one who reads the charge and one who pretends to be someone else. This Kafkaesque parade of chimeras, monsters and animal figures romps on the pedestals of the exhibition space. The mythical creatures made of sandstone and diabase originate from a strange fantasy world and change in their effect from humorous to threatening.

The several large-format canvases of Tanja Selzer’s series’Meet me in the trees‘ explicitly show erotic scenes, which have a large romantic part, but which also have a certain pornographic wording. The subject á la Adam and Eve after the Fall is just as present as the depiction of individuals in the environment of nature. The illustration and reproduction of files in nature can look back on a far-reaching art historical past; however, the interplay of apparently known realities contains a potential turn to the opposite and the uncanny.

The exhibition’Sneaky Paradise‘ aims to shed light on the way in which the longing for a paradise of whatever kind is formulated in the Oevre of three highly contrasting artists; how the supposedly commonplace and beautiful turns within irritation, how the rugged abysses of reality emerge unexpectedly and unprepared from the waves of romanticisation and transfiguration. Enjoy your stay in a’locus amoenus‘ (Latin for’lovely place‘) and discover the voyeuristic and striking as well as your very personal levels of paradisiacal meaning and interpretation possibilities behind the façade of the lovely-sweet.

Katharina Arndt: Ausstellung Kobstanz Sneaky Paradise mit Stefan Rinck und Tanja Selzer

LOCATION

Lachenmann Art Frankfurt

Hinter der Schönen Aussicht 9
D 60311 Frankfurt am Main

+49 69 76891811
frankfurt@lachenmann-art.com
lachenmann-art.com

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