EVE + ADAM / FB69 Köln
Februar 19, 2016
Solo show / Eröffnung 19.02.2015 + 19 Uhr
EVE + ADAM
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Katharina Arndt thematisiert in ihrer künstlerischen Arbeit das Konsumindividuum – Mann und Frau – westlicher Prägung.
Das zentrale Diptychon EVE + ADAM zeigt ein lebensgroßes, lachendes Paar, gemalt mit Marker und Acryl auf LKW-Plane. Die biblischen Figuren Eva und Adam sind dargestellt als dunkelhäutige jugendliche Schlachter in neongelben Schürzen.
Die Darstellung des junges Paares EVE + ADAM bricht mit nahezu allen ikonografischen Traditionslinien: Sie zeigt zuerst Eva, dann Adam, was auf eine Verschiebung der Geschlechterrollen und zugleich Evas Status als „Urmutter der Menschheit“ anspielt. In ihrer Hand hält sie auch keinen Apfel mehr, der symbolisch für den ihr zugeschriebenen Sündenfall steht, sondern eine Rippe. Aber mehr noch: Das Paar ist schwarz und nicht weiß. Neben weiteren Kontexten steckt hierin der Verweis auf den wissenschaftlich nachgewiesenen afrikanischen Ursprung der Menschheit. Auf der anderen Seite ist der darwinistische Ansatz bezüglich der menschlichen Evolutionsgeschichte ein atheistischer und kein biblisch-religiöser – doch beantwortet er allein, woher wir kommen und warum wir wurden, wie wir sind? Auf den aktuellen und weltlichen Aspekt des Menschseins verweist bei Katharina Arndt auch die Bekleidung des Paares EVE + ADAM. Sie sind nicht mehr nackt. Sie sind auch nicht mehr unschuldig, nicht mehr ohne Job. Mit zwei Schlachtermessern „bewaffnet“ könnte der Grat zwischen zivilisiert und friedlich jederzeit schmal werden. Die dunkelhäutigen EVE + ADAM befinden sich jenseits des Paradieses und göttlich-religiöser Weltanschauungen. Sie befinden sich im Jetzt einer zivilisierten, säkularen, multiethnischen Gesellschaft.
Flankiert wird das zentrale Diptychon von zwei Fleischstillleben links sowie zwei skulpturalen Arbeiten rechts.
Katharina Arndts sich mit postmodernen Mitteln in lange Traditionen der Stilllebenmalerei einreihenden Wurstberge in Neonfarben lassen Assoziationen zu Opfergaben, aber auch klassischen Jagdstillleben aufkommen. Sie illustrieren zugleich den unmäßigen Hunger nach Fleisch der westlichen Welt. – Fleisch als „nature morte“, edles Nahrungsmittel und Statussymbol.
Auf der anderen Seite des Raumes sind dem ein silberner Rollator und pinkfarbene Gehilfen, beides aufwändig und perfekt lackiert, gegenübergestellt. Die Objekte sind dabei vor einem türkisfarbenen Gymnastikstoff positioniert, der sofort an Aerobic denken lässt. Hier schließt sich ein inhaltlicher Kreis, der vom Ursprung ausgehend auf den unausweichlichen Tod verweist und zugleich symbolisch für das Altern und den unaufhaltbaren Verfall steht.
Über dem gesamten Setting der Ausstellung thront wie der Heilige Geist in traditionell-christlichen Dreifaltigkeitsdarstellungen ein funkelnder hellblauer Button: BUY NOW. Konsum wird als Fluchtpunkt und Mittel der Kompensation von Sinnverlust in der atheistischen Welt entlarvt. In dieser sind materialistische Statussymbole an die Stelle religiöser Welterklärung getreten. Zwar kann der Mensch der Jetztzeit frei von der Erbsünde und der Buße in jenseitigen Höllen sein. Das Paradies wurde ihm damit aber ebenso genommen.
In her artistic work, Katharina Arndt discusses western man and woman as consumer-individuals.
The central diptych EVE + ADAM shows a life-size, laughing couple, painted with markers and acrylic on tarpaulin. The biblical figures Adam and Eve are depicted as young dark-skinned butchers in neon yellow aprons.
Katharina Arndt’s young couple EVE + ADAM breaks with almost all iconographic traditions: It first shows Eve, then Adam, alluding to a shift in gender roles and at the same time Eve’s status as „mother of all mankind.“ She no longer has an apple in her hand, symbolic of the Fall, but instead is holding a rib. Furthermore, the couple is black rather than white. Alongside other contexts there lies herein a reference to the scientifically proven African origin of mankind. On the other hand, the Darwinian approach to human evolutionary history is atheist rather than biblical or religious; but only he answers the questions of where we come from and why we became who we are. Katharina Arndt also alludes to the current and secular aspect of the human condition via the clothing of the EVE + ADAM couple. They are no longer naked. They are also no longer innocent, no longer without a job. „Armed“ with two butcher’s knives, the line between civilized and peaceful could be crossed at any time. The dark-skinned EVE + ADAM are beyond paradise and divine-religious worldviews. They are now situated in a civilized, secular, multiethnic society.
The central diptych is flanked by two meat still life works to the left and two sculptures to the right.
Katharina Arndt’s sausage mountains in neon colours join postmodern means with a long tradition of still life painting, and give rise to associations with both sacrificial offering and traditional hunting still lifes. They also illustrate the immoderate appetite for meat in the western world: meat as „nature morte“, fine food and status symbol.
On the other side of the room a silver walking frame and pink-coloured assistant are juxtaposed, both elaborately and perfectly painted. The objects are positioned in front of a turquoise sports fabric which immediately evokes aerobics. This closes a substantive circle which from its origin points towards the inevitability of death and is also symbolic of aging and progressive decay.
A sparkling light blue BUY NOW button presides over the entire exhibition, enthroned in the manner of the Holy Spirit in traditional Christian representations of the Trinity. Consumerism is exposed as a refuge and a means of compensating for loss of meaning in the atheistic world. In this world, materialistic status symbols replace a religious worldview. However, humanity today is now free of original sin and the prospect of penance in an otherworldly hell. But paradise has also been taken away.
Ausstellung: 20.02.-01.04.2015
FB69 Galerie Köln
Glasstraße 31
50823 Köln
Öffnungszeiten: 12 – 15 + 17 – 19 Uhr Di – Fr, 17 – 20 Uhr Sa
Conny Soddemann
+49 (0) 15785557445
conny@fb69.com
www.fb69cologne.com